Ein Druckwerk von Petrus in Altis de Olpe im Stadtarchiv Olpe
Ein Druckwerk von Petrus in Altis de Olpe im Stadtarchiv Olpe
Die Stadt Olpe hat im Juli dieses Jahres auf Anregung des pensionierten Gymnasiallehrers Dr. Hans-Bodo Thieme und auf Initiative des kulturbewußten Bürgermeisters Horst Müller und des Stadtarchivars Josef Wermert im Antiquariatshandel zu einem günstigen Preis ein im Jahre 1478 gedrucktes Buch käuflich erwerben können, nämlich eine Inkunabel aus der Presse des Kölner Druckers Petrus in Altis de Olpe. Der schöne Band befindet sich nun im Olper Stadtarchiv.
Druck der "Quaestiones evangeliorum de tempore et de sanctis"
1440 wurde er Bischof von Cádiz, 1442 von Orense, 1455 von Palestrina, 1463 von Sabina und 1466 schließlich von León. In all diesen Jahren hielt er sich als Kardinal immer wieder in Rom auf. Er starb im Jahre 1468 in Rom; sein Grab hat er in der Kirche S. Maria sopra Minerva gefunden.
Johannes de Turrecremata war ein entschiedener Vertreter der alten katholischen Ekklesiologie (Lehre von der Kirche), was vor allem in seiner viel beachteten "Summa de ecclesia" zum Ausdruck kommt. Er verfaßte noch manche andere Werke, so die "Expositio in psalterium", die "Meditationes" (erstmals gedruckt 1467 in Rom), die "Relevationes Caelestis Seraphicae matris S. Brigittae", eine Abhandlung über die Wirksamkeit des Weihwassers, Kommentare zu den Dekreten Gratians, einen Kommentar zur Benedik-tinerregel und die "Quaestiones evangeliorum de tempore et de sanctis".
Die "Quaestiones"
Druck der "Quaestiones evangeliorum de tempore et de sanctis" durch Petrus in Altis de Olpe
Die Inkunabel wird restauriert
Autor und Titel vom ersten, leider unbekannten Besitzer notiert
Auch im seitlichen Buchschnitt finden sich entsprechende, vielleicht zu derselben Zeit angebrachte Angaben: "IOANNES DE TURRECREMATA". Auf dem Rücken steht auf dunkelrot gemaltem Untergrund von einer Hand des 17. Jahrhunderts der Titel noch einmal: "Ioannis de turre cremata Quest. Evang. de T. & S.". Oben am Rücken ist eine Etikette angebracht. Sie stammt aus dem 17./18. Jahrhundert und trägt die Standort-signatur "E 100" einer uns nicht bekannten Bibliothek. Auf der Rückseite des letzten Blattes ist eine im Jahre 1906 angebrachte Bleistiftnotiz eines Auktionshauses zu entdecken: "624 MSN Aukt. Nn[?] 6/8 06".
Die Buchdrckerei des Petrus in Altis de Olpe
Petrus in Altis de Olpe war einer von mehreren Buchdruckern, die in den ersten Jahrzehnten des Buchdrucks in Köln, damals einem der ersten und wichtigsten Druckorte überhaupt, tätig waren. Seine Buchdruckerei bestand in den Jahren von 1476 bis 1478. In seinem ersten, am 18. Dezember 1476 vollendeten und firmierten Druck nannte er sich "Petrus in Altis de Olpe". Auch drei andere Drucke sind mit seinem Namen versehen. Eindeutig aus seiner Produktion stammen auch sieben weitere, nicht firmierte Drucke, die man ihm aufgrund des Vergleichs der Drucktypen eindeutig zuweisen kann. Alles in allem sind dies also elf verschiedene Drucke. Sie haben alle (Klein-)Folioformat und sind alle nicht illustriert. Sie sind, von zwei Ausnahmen abgesehen, von vergleichsweise eher geringem Umfang. Von einem exklusiven Verlagsprogramm kann man nicht sprechen. Es sind zumeist Werke, die in jenen Jahrzehnten in manchen Handschriften vorlagen und auch an verschiedenen Orten gedruckt wurden. Petrus in Altis de Olpe druckte vor allem bekannte, verbreitete Werke nach, ganz anders also als sein möglicher Verwandter Johann Bergmann von Olpe in Basel. Die Auflagen einiger seiner Druckwerke scheinen verhältnismäßig gering gewesen zu sein.
Von Petrus in Altis firmierte Drucke:
- Michael de Dalen: Casus summarii decretalium Sexti et Clementinarum, 18. Dezember 1476 (134 Blätter)
- Johannes Calderinus: Auctoritates decretorum, 23. Juni 1477 (62 Blätter)
- Panormitanus (Nicolaus de Tudeschis): Flores iuris utriusque, 19. August 1477 (114 Blätter)
- Gerardus de Vliederhoven: Cordiale quattuor novissimorum, 6. Oktober 1477 (68 Blätter)
Nicht firmierte Drucke:
- (Pseudo-) Boethius: De disciplina scholarium, um 1477 (44 Blätter)
- Breviarium Coloniense, um 1478 (kein vollständiges Exemplar bekannt; mehr als 393 Blätter)
- Nicolaus de Hanapis: Auctoritates utriusque Testamenti, um 1477 (50 Blätter)
- Robertus Caracciolus: Sermones de timorum divinorum iudiciorum, 1478 (126 Blätter)
- Modus legendi abbreviaturas, um 1478 (46 Blätter)
- Albert Trottus: De horis canonicis et De defectibus occurentibus in missa, um 1478 (26 Blätter
- Johannes de Turrecremata, Quaestiones evangeliorum de tempore et de sanctis, 1478 (280 Blätter)
In Olpe ist seit 1450 ein Geschlecht "auf der Höh" ("op der Hoe") nachgewiesen. Ein Hannes op de Hoe begegnet uns 1450 als Urkundenzeuge und 1457 noch einmal mit Grundbesitz in der Eichhardt. 1487 finden wir einen Johan op de Hoe von Olpe als Studenten an der Universität Köln. In den Jahren 1493, 1504 und 1511 ist Hinrich op der Hoe, der auch Bürgermeister war, als Urkundenzeuge nachgewiesen. "In Altis" ist nichts anderes als die lateinische Übersetzung des deutschen Familiennamens "op der Hoe". Petrus in Altis entstammte ohne Zweifel dem offenbar nicht unbegüterten Olper Geschlecht. Wie damals üblich, latinisierte er zum Beginn seines Studiums seinen deutschen Familiennamen.
Petrus in Altis de Olpe
Über Petrus in Altis (Bergmann?) de Olpe wissen wir leider nicht sehr viel. Im Jahre 1450 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert: "Petro de Alto alias van der Hoe, clerico Coloniensis dioecesis". Er war 1450 also bereits Kleriker der Diözese Köln. Er studierte die septem Artes liberales (die sieben freien Künste) und schloß dieses Studium unter Magister Gerhard de Buderich 1453 ab. In demselben Jahr nahm er auf Wunsch der Eltern in Köln das Studium des kanonischen Rechts auf. Im Jahre 1452 trat er in Köln dem Jerusalemer Johanniterorden bei. In Köln war er als Notar tätig, so im Februar 1476 (für das Fraterherrenhaus in Weidenbach) und im Dezember 1479. Als Kölner Priester ließ er sich im Mai 1491 bei der juristischen Fakultät der Universität Köln nochmals einschreiben ("venerabilis dominus doctor magister"), vermutlich um als Angehöriger des Kollegiatstifts St. Kunibert an juristischen Fragen teilnehmen zu können. Im Mai 1495 war er als "Can. S. Cuniberti Col." Eidbürge. Wann er gestorben ist, wissen wir nicht.
Seine juristische Ausbildung und Tätigkeit könnten der Grund dafür sein, daß die Hälfte der von ihm besorgten Druckwerke juristischen Inhalts ist. Die Druckerei wurde sehr wahrscheinlich nicht von ihm selber betrieben. Petrus in Altis dürfte, wie auch Johann Bergmann von Olpe in Basel, der Geldgeber, Spiritus rector und Verleger gewesen sein. Weshalb seine Offizin nur etwa zwei Jahre in Betrieb war, entzieht sich unserer Kenntnis.
Literatur
- Corsten, Severin: Studien zum Kölner Frühdruck. Köln 1985. S. 34-36.
- Keussen, Hermann (Hrsg.): Die Matrikel der Universität Köln. Bd. 1. Bonn 1928; Bd. 2. Bonn 1919.
- Scheele, Norbert (†): Olper Bürgerbuch. Familiengeschichtliches aus der frühen Stadtgeschichte.
Hrsg.: Heimatverein für Olpe und Umgebung e.V. Olpe 1984. (=4. Beitrag zur Geschichte der Stadt Olpe). S. 100. - Voulliéme, Ernst: Der Buchdruck Kölns bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, Bonn 1903, S. XXXIX f. und passim.Zuerst erschienen in: HSO 212 (2993). S. 207-215.
