Olper Einzelhandel stellt sich für die Zukunft auf
In der Olper Innenstadt ist viel Bewegung. In den vergangenen Jahren hat es einige Entwicklungen in der Geschäfts- und Dienstleistungslandschaft in der Stadt am Biggesee gegeben. Die Folgen der Pandemie und derzeitigen allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage sind natürlich nicht spurlos an der Kreisstadt vorbeigezogen, allerdings zeigen viele Traditionsunternehmen ihre Resilienz und auch neue, kreative Konzepte fassen Fuß.
So ist es hier vor Ort vielen Inhabern gelungen, ihre Geschäfte erfolgreich zu übergeben, auch wenn sich die Nachfolgeregelung nicht immer einfach gestaltet:
„Seit einiger Zeit stand für mich fest, dass ich mich selbstständig machen möchte, da traf es sich gut, dass mir Dr. Franke, der bisherige Inhaber, anbot, über die Übernahme der Franziskus- und der Linden- Apotheke hier in meiner Heimat zu sprechen, in denen ich übrigens schon seit 2018 als Apotheker tätig bin. Unsere Kunden, das Team und unsere Region kenne ich also sehr gut.
Knapp zwei Jahre haben wir den Übernahmeprozess geplant und mit professioneller Beratung durchgeführt. Aktuell schließen deutschlandweit jährlich ca. 500 Apotheken, aber ich bin davon überzeugt, dass der hiesige Einzelhandel, in meinem Fall die Apotheke vor Ort, zukunftsfähig ist.“, erläutert Julian Hübenthal den Hergang und seine Motivation, zwei Apotheken in Olpe als Nachfolger zu übernehmen.
Ähnlich erging es Ursula Kost, als sie nach über 40 Jahren das Geschäft „Benetton – Marc O’Polo“ erfolgreich übergeben hat. Sie wünschte sich eine Übergabe, bei der sie auch weiterhin aktiv dabei sein kann – gesagt, getan. Die bisherige Mitarbeiterin Melanie Vocaj gehört seit langen Jahren zum Team und hat das Textilfach von der Pike auf gelernt. Nun hat sie das Ruder in der Hand. „Vor 20 Jahren habe ich meine Leidenschaft für den Einzelhandel entdeckt, vor 10 Jahren hat mich genau dieses Geschäft in den Bann gezogen. Heute, ein Jahr nach der Übernahme, blicke ich voller Stolz und Dankbarkeit auf diese Reise zurück. Ein Geschäft lebt nicht nur von Mode, sondern vor allem von den Menschen und Begegnungen. Die Gespräche, das vertraute Wiedersehen und die gemeinsame Freude, wenn jemand sein neues Lieblingsstück findet, genau das macht das Einkaufen vor Ort besonders. Ich glaube fest an das Potenzial in Olpe.“, ist Melanie Vocaj überzeugt.
Die Nachfolgeregelung ist auch Rainer Eiden für die Parfümerie Aurel in Olpe und an sieben weiteren Standorten gelungen, nachdem er selbst das Familienunternehmen über 35 Jahre lang erfolgreich und mit großem Engagement geleitet hat. Die Parfümerie Becker GmbH aus Neuss übernimmt sämtliche Filialen und führt bisher bereits über 70 Parfümerien im Rheinland. „Es war von vornherein klar, dass unser 111-jährigens Traditionsunternehmen nur von einem „Gleichgesinnten“ übernommen werden kann. Quereinsteiger und Start-Ups haben es schwer und es scheitert oft am Kapitaleinsatz bei der Übernahme von acht Geschäften mit Vollsortiment. Dass wir gleich mit dem ersten ernsten Gesprächspartner eine so schnelle Einigung erzielen konnten, war dann sicherlich etwas Glück, auch wenn wir uns natürlich schon länger aus der Branche auch persönlich kannten. Der Übernahmevertrag wurde im Dezember 2024 nach einer kurzen, vertrauensvollen Verhandlungsphase per Handschlag geschlossen. Natürlich ist es schwer, nach so vielen Jahren in dieser faszinierenden Branche loszulassen. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Übergabe in jüngere Hände zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung ist“, erklärt Rainer Eiden, der sich nun in den Ruhestand zurückzieht.
Traditionsgeschäfte in Olpe sind bei Weitem nicht verstaubt – ganz im Gegenteil: Stets im Trend bieten sie nicht nur Mode an, sondern präsentieren sich mit frisch herausgeputzten Ladenlokalen und renovierten Immobilien, wie es beispielhaft die Geschäfte von Maiworm Mode und Schuhhaus Koch zeigen. „Natürlich ist ein Neubau mit enormen Kosten verbunden, es sind aber Investitionen in die Zukunft und Lebendigkeit unserer Innenstadt“, so Ansgar Koch, Geschäftsführer Schuhhaus Koch.
Den negativen Prognosen für den stationären Einzelhandel trotzen allen voran die Neugründungen, die sich während und nach der Pandemie mutig und zuversichtlich zeigen. Nachdem lange Jahre ein Florist und Blumengeschäft vermisst wurde, freute sich Klarissa Hoffmann, Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Olpe Aktiv riesig als Sonja Höing und ihre Tochter auf sie mit ihrer Idee zukamen, sich mit einem solchen selbstständig zu machen. „Ich bin gelernte Floristin und bin nach der Familiengründung in der Integrationshilfe tätig gewesen, zuletzt an einer Grundschule. Ich vermisse aber meinen gelernten Beruf und freue mich, mir nun einen gemeinsamen Traum mit meiner Tochter zu erfüllen“, beschreibt Sonja Höing die Beweggründe.
Beispielhaft für 2024 hielt mit dem „Studio No 5“ ein schmuckes Lädchen mit Dekorations- und Geschenkartikeln sowie Feinkost Einzug in die Kurfürst-Heinrich-Straße. In der Kölner Straße gibt es ein neues Tattoo-Studio und in der Passage in der Westfälischen Straße wurde ein Yoga-Studio eröffnet.
Dynamik ist auch in der Gastronomie und Hotellerie zu sehen. Unmittelbar nach der Pandemie öffnete am Obersee das Brauhaus und in der Zwischenzeit ist das dazugehörige Hotel eröffnet worden. So freut sich Klarissa Hoffmann nun auf das neue „Starnberger Wirtshaus“, das in „der Villa“, einem Kleinod im Jugendstil, im Frühjahr öffnen wird. „Die Villa gehört definitiv zu den Traditions-Locations in Olpe. Der schöne Biergarten und die Lage an der Verbindung vom See zur Stadt ist mit Sicherheit für Olpe besonders. Die Gastronomie ist wichtig für die Stadt. Dass weitere Betriebe während und nach Corona fortbestehen konnten, auch wenn dafür teils Eigentümerwechsel erfolgt sind, ist ein positives Signal“, erklärt Klarissa Hoffmann. Ein solches sendet auch „Koch’s Stadthotel im Sauerland“, das viel Geschick zeigt, Tradition und Historie am Puls der Zeit zu halten. Mit frisch renovierten Zimmern in teils über 100 Jahre alter Architektur trumpft das Hotel mit exklusivem Design auf und verbindet in seiner Atmosphäre stets die Olper Geschichte mit modernem Style.
„Wir können durchaus stolz präsentieren, was Olpe für seine Bürgerinnen und Bürger, Besucherinnen und Besucher aus nah und fern zu bieten hat“, fasst Peter Huckestein die Entwicklungen in der Innenstadt zusammen.