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Die älteste Urkunde des Olper Stadtarchivs von 1361
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Zusatzinformationen

Die Kreisstadt Olpe –  Zentralort des südlichen Sauerlandes
                                                                          
Von Josef Wermert

Die Stadt Olpe ist seit 1819 Kreisstadt des Kreises Olpe und Zentralort des südlichen Sauerlandes. Als Teil des zum Rheinischen Schiefergebirge gehörenden Südsauerlandes liegt die Stadt zwischen dem Höhenzug des Ebbegebirges im Nordwesten und der Rothaargebirgswelle im Südosten auf einer Höhe zwischen 307,5 m (Biggesee) und 589 m über NN (Engelsberg bei Neuenkleusheim). Der Name des Flusses und der Stadt Olpe – „Ol-apa“ (1220 „Olepe“) – bezeichnete ursprünglich einen ‚Bach im feuchten Wiesengrund’ und rührt also von seiner Lage her.
Die Stadt Olpe wurde bekanntlich 1311 durch den Kölner Erzbischof Heinrich II. Graf von Virneburg im Rahmen seiner Territorialpolitik im Herzogtum Westfalen zur Stadt erhoben. Nach neusten Erkenntnissen Olper Stadtgeschichtsschreibung wurde die Kirche in Olpe jedoch vermutlich bereits um 800 auf einem fränkischen Haupthof, auf Reichsgut, gegründet. Diese Hypothese steht im direkten Gegensatz zu den bisherigen Untersuchungen vor allem von Albert K. Hömberg, der die Olper Kirche lediglich als späte Filiale einer Mutterpfarrei Attendorn angesehen hat. Vor allem das Martinus-Patrozinium der Olper Kirche – seit Gründung der Stadt und nachweisbar mit dem seit 1360 überlieferten Stadtsiegel ist St. Martinus auch Olper Stadtpatron (!) – verweist auf fränkischen Ursprung der Pfarrei. Der zeitweilig als Hauptpatron verehrte hl. Johannes Baptist dürfte dagegen  bei der Entstehung der Olpe Kirche wohl lediglich als Nebenpatron, möglicherweise als Patron einer Taufkapelle, gegolten haben.

Es werden die bekannten Fernwege unter den heutigen, wohl relativ jungen Namen „Römerweg“ und „Eisenstraße“ gewesen sein, die die Entstehung des Haupthofs, der Kirche, des Dorfes und später auch der Stadt Olpe bedingt haben – ihr Schnittpunkt liegt innerhalb der heutigen Stadt Olpe, wo sie ehedem gemeinsam die Furt durch den Olpe- bzw. Biggefluss nahmen. Der sogenannte „Römerweg“ lief dabei von der Siegmündung nahe Bonn gegen Nordosten auf Brilon-Paderborn zu, während die „Eisenstraße“ das Siegerland mit dem Märkischen Land verband. Heute sind es die Autobahnen A 4 Köln-Olpe und A 45 Dortmund-Olpe-Frankfurt, die am Autobahnkreuz Olpe-Süd zusammentreffen.

Mit der Stadterhebung am 26. April 1311 gewährte Erzbischof Heinrich auf den Rat des Domkapitels und seines Marschalls, des Ritters Johann von Plettenberg, wie es in der betreffenden Urkunde heißt, seinem Dorf Olpe im Herzogtum Westfalen, das in früheren Kämpfen von den Feinden der kölnischen Kirche durch zahllose Feuersbrünste und räuberische Überfälle heimgesucht und zerstört worden war, das Befesti­gungsrecht mit Gräben, Palisaden u.a. Der neuen Stadt wurde die Freiheit vom Landgericht gewährt, und die Bewohner erhielten die Rechte und Freiheiten der Bürger in Attendorn – Soester Stadtrecht also. Bei Unsicherheiten und Streitigkeiten der Bürger über ihre Rechte und Freiheiten sollten sie sich ihr Recht durch die Ratsherren der Stadt Attendorn weisen lassen. Jeder Bürger von Olpe sollte künftig von seinem Hause jährlich am Feste des hl. Martinus zwei Pfennig und ein junges Huhn entrichten, wovon der zeitige Pfarrer einen, den übrigen aber der erzbischöfliche Beamte erhielt (Abschrift der Urkunde im Stadtarchiv Olpe: Akten AR 41).

Während der Erzbischof in der Stadt durch seinen kurfürstlichen Richter vertreten wurde, dem die Hochgerichtsbarkeit oblag und dessen Wohnsitz an strategisch günstiger Stelle neben dem Oberen Tor die Olper Küchenstätte war (ursprünglich ein Burgmannensitz ? – hier steht heute das Lorenz-Jaeger-Haus), bildete sich auf städtischer Seite eine Magistratsverfassung mit niederer Gerichtsbarkeit und besonderen Privilegien heraus.

Im Spätmittelalter besaß die Stadt innerhalb des eng bebauten ovalen Mauerrings eine Siedlungsfläche von ca. drei Hektar und etwa 400 Einwohner. Die Mauern wiesen drei große Stadttore auf, das Untere Tor, das Obere Tor und das Wüsten-Tor, zwei kleinere Tore, das Lüttge Pörtgen und das Hahnenpförtchen, und waren geschützt durch einige Rundtürme (Südturm, Hexenturm, Wittenhäuserturm). Zu Füßen des ummauerten Stadthügels entwickelten sich später drei Vorstädte, die Felmicke, das Weierhohl und die Unterste Vorstadt – letztere, zwischen Bigge und Stadtmauer gelegen, wurde nach dem Stadtbrand von 1634 nicht wieder aufgebaut.

Der Haupterwerbszweig der Olper Bürger war seit dem späten Mittelalter nachweislich die Metallverarbeitung. Das Olper Schmiedeamt datiert von 1567, und der „Ölper Pannenklöpper“, ursprünglich wohl ein Neckwort, wurde zu einem Begriff, ja Markenzeichen der Stadt. Seinem Andenken und dem Symbol früherer Blüte widmeten Stadt und Heimatverein Olpe 1982 ein eigenes Denkmal auf dem Olper Marktplatz. Im Umland, an den Flüssen in den Tälern, waren Hammerschmieden entstanden (seit 1454/56 nachweisbar), deren Hämmer unter Ausnutzung der

Wasserkraft mit Wasserrädern betrieben wurden. Das Breitschmiedeamt der Gerichte Olpe, Drolshagen und Wenden wurde 1669 gegründet. Die Rohstoffe für die Hammerwerksbetriebe und Schmieden stammten aus den Erzgruben und von Meilern in der Umgebung von Olpe. Es entwickelte sich das florierende Gewerbe der Olper Pfannen-, Blech-, Kessel-, Huf- und Waffenschmieden sowie der Breithämmer, deren Produkte hauptsächlich in den Kölner Raum verhandelt wurden.  

Im 17. Jahrhundert erlangten die Kupfererzbergwerke in der Rhonard überörtliche Bedeutung. Einen weiteren wichtigen Erwerbszweig bildete in der Stadt Olpe die Lohgerberei. Sie war vornehmlich im Olper Weierhohl beheimatet und hatte dort noch bis zum Konkurs der Lederfabrik Lütticke 1933 Bedeutung.

Seit dem 15. Jahrhundert zählte die Stadt zur Städtekurie des Herzogtums Westfa­len. Im 16./17. Jahrhundert gehörte Olpe darüber hinaus als „zugewandte“ Stadt über Attendorn dem Hansebund an.

Die Entwicklung der Stadt Olpe wurde im Laufe der Jahrhunderte durch verschiede­ne Rückschläge wie Kriege, Pestzeiten und insbesondere Feuersbrünste (1373, 1634, 1795) gehemmt. An solche Notzeiten erinnern noch heute die jährlichen Feiern der Bürger zu Ehren der Schutzpatrone Agatha (Agatha-Gelübde 1665) und Rochus (Rochus-Gelübde 1673).
Über die letzte und wohl größte Feuersbrunst, die durch Fahrlässigkeit eines kurkölnischen Offiziers nahe dem Oberen Tor am Vormittag des 28. April 1795 aus­brach und sich schnell in der ummauerten Stadt und bald auch in der Vorstadt Felmic­ke ausbreitete, berichteten Bürgermeister und Rat – nach Öhringhausen evakuiert – noch am selben Tag der Regierung in Arnsberg:
 
„Heüthe morgen erleben wir hier daß schreckligste schicksall, da zwischen 10 und 11 ühr dahier eine so fürchterliche feüersbrunst ausgebrochen, daß die ganze statt, die Kirche, schuhlen und Rathhaus fast binnen einer stundt in den grundt abgebrant und nur 3 Haüser in der Fellmicker Vorstatt und daß Weyerhohl zu ettwan 25 Haüser stehen geblieben seyen.“ (Stadtarchiv Olpe: AR 122).
 
Nach dem Stadtbrand, der 83 % des Hausbestandes zerstörte, wurde die Stadt vom kurkölnischen Baumeister und Hofkammerrat Johann Adam Stahl auf dem Reißbrett völlig neu entworfen – gegen den Willen der Bürgerschaft, die sogar von einer „Stadtrevolution“ sprach – und auf einem geradlinigen Straßennetz wieder aufgebaut. Die stadtplanerische Idee Stahls beruhte auf den Grundlagen seines klassizistischen Formgefühls. Die Mauer, die den Altstadthügel stützt, ließ Stahl nicht schleifen, so dass dieser Rest der mittelalterlichen Befestigung zwischen Südturm und Hexenturm zusammen mit dem Lüttgen Pörtgen noch heute das Olper Stadtbild prägt. Ein weiterer verheerender Brand traf das Gerberviertel im Weierhohl wenige Jahre später, am 4. Mai 1810.
1802 war die Herrschaft der Kölner Erzbischöfe über das Herzogtum Westfalen und somit auch über Olpe zu Ende. Das Herzogtum wurde bis 1816 hessisch, dann preußisch. Seit dem 1. Januar 1819 ist Olpe Sitz des Landratsamtes bzw. des Kreises Olpe und somit Kreisstadt, nachdem der Amtssitz zuvor zwei Jahre in Bilstein gewe­sen war.

Einwohnerzahl und Siedlungsfläche wuchsen in den folgenden Jahren, vor allem nach Anschluss an neue Fernstraßen und an das Eisenbahnsystem seit 1875 (1871: 2177; 1900: 3709; 1939: 7561 Einwohner). Arbeit fand die Bevölkerung auch im 19. Jahrhundert weiterhin in der Metallindustrie und im heimischen Handwerk.

Der Zweite Weltkrieg und das NS-Regime trafen die Stadt hart: Über 2000 Sprengbomben und Brandbomben, vielleicht 120 Artilleriegranaten fielen auf Olper Boden, 150 Zivilisten starben, wahrscheinlich 34 deutsche Soldaten und mehrere Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Von den rund 1000 Wohnhäusern des Jahres 1945 waren bei Kriegsende mehr als 100 zerstört oder unbewohnbar. An den Fronten waren 300 Olper gefallen - 163 blieben vermisst. Zu den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zählten in Olpe insbesondere auch die jüdischen Familien Lenne­berg und Emanuel, Behinderte und Andersdenkende.

An den Proportionen der historischen Gebäude orientierte sich der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Schaffung des Kurkölner Platzes und der sich anschließenden Grünanlage entlang der alten Stadtmauer. Heute, vor allem nach den seit mehreren Jahren erfolgreich laufenden Stadtsanierungsprogrammen, weist die Stadt wieder das Flair auf, das sie als „Stadt der tausend Linden“ bereits in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts besessen hat. Auf dem genannten Kurkölner Platz konnte 1998 ein Denkmal, ein Geschichtsbrunnen, eingeweiht werden, der wie der „Pannenklöpper“ von dem Düsseldorfer Bildhauer Karl-Heinz Klein geschaffen wurde und die wechselvolle Geschichte von Stadt und Land Olpe in Geschichtsbildern, Porträts namhafter Personen und Wappen widerspiegelt. Dieser „Olper Geschichtsbrunnen“ hat sich bereits zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt entwickelt.

Die Stadt Olpe ist auch Heimat bedeutender Persönlichkeiten, von denen hier  Johann Bergmann von Olpe († 1531/32) zu nennen ist, der Verleger des 1. Bestsellers, der Moralsatire „Narrenschiff“ von Sebastian Brant im Jahre 1494. Die von Bergmann verlegten und teilweise mit Dürer-Holzschnitten geschmückten Drucke gehören zu den kunstvollsten des ausgehenden Mittelalters. Zu erwähnen ist weiterhin Mutter Maria Theresia (Aline) Bonzel († 1905), die Gründerin und Generaloberin des noch heute weltweit wirkenden Ordens der Armen Franziskanerinnen (1863), und vor allem auch der Geistliche, Sozialpolitiker und Reichstagsabgeordnete Franz Hitze († 1921) aus Olpe-Hanemicke.

Wald, Erz und Wasser waren einst die Grundlage für Wirtschaft und Gewerbe, auf der Eisenhütten- und Hammerwerke, Pfannenschmieden und Lohgerbereien entstanden. Heute bestimmen mittelständische Unternehmen verschiedener Branchen, insbesondere Metallgießereien, Rohrziehereien, Gesenkschmieden, Armaturenfabriken, Maschinenfabriken sowie Betriebe für elektronische Erzeugnisse, das wirtschaftliche Geschehen der Kreisstadt, begleitet von einem reich gegliederten Handwerks-, Handels- und Dienstleitungsgewerbe. Gediegene Einzelhandelsgeschäfte, vor allem der Textilbranche, und große Einkaufsmärkte haben Olpe zur zentralen Einkaufsstadt des Südsauerlandes werden lassen.

Die Stadt ist heute eine leistungsfähige und zukunftsorientierte Kreisstadt im ländlichen Bereich mit einem großen Angebot an Schul-, Bildungs- und Dienstleistungseinrichtungen und hohem Freizeitwert. Das kulturelle Leben wird durch zahlreiche Vereine in Stadt und Land Olpe geprägt, von denen neben den traditionellen Schützenvereinen vor allem auch die Musik- und Gesangvereine sowie die Sportvereine zu nennen sind. In der renovierten Olper Stadthalle, die 1000 Besucher fasst, finden regelmäßig Theater- und Konzertaufführungen bedeutender Gastsspielbühnen und Orchester statt, aber auch überörtliche Tagungen von Rang und Großveranstaltungen Olper Vereine.

Seit der kommunalen Neugliederung von 1969 gehören auch die Dörfer des ehema­ligen Amtes Olpe, der früheren selbständigen Gemeinden Kleusheim, Olpe-Land und Rhode, sowie Teile der alten Gemeinden Helden (Oberveischede, Tecklinghausen), Rahrbach (Fahlenscheid) und Kirchveischede (Apollmicke) zum neuen Stadtgebiet. Die Stadtfläche vergrößerte sich damit von 12,78 auf 85,65 qkm, die neue Einwohnerzahl betrug 21705. Heute (2010) zählt die Stadt Olpe über 26 000 Einwohner, wovon etwa 15000 Einwohner im Stadtkern und 10000 Einwohner in den 41 Dörfern bzw. Wohnplätzen leben. Das Gebiet ist 85,87 qkm groß, davon werden 42 qkm forstwirtschaftlich und 23 qkm landwirtschaftlich genutzt.

Olpe liegt im Wald und am See. 1965 wurde der Biggesee eingestaut, mit 172 Mill. m3 Stauinhalt Westfalens größte Talsperre. Der See mit einer Gesamtfläche von 750 ha reicht bis in die Olper Innenstadt hinein.

Das gesunde Mittelgebirgsklima, der Biggesee, die günstigen Verkehrsanbindungen, die reizvolle Landschaft und das vielfältige Freizeit- und Kulturangebot haben dazu geführt, dass sich die Stadt zu einem Zentrum für Erholung und den Fremdenverkehr entwickelt hat. Über die Autobahnen A 45 Dortmund-Olpe-Frankfurt (1971) und A 4 Köln-Olpe (1976), die am Autobahnkreuz Olpe-Süd zusammentreffen, wurden das Olper Land und das Rhein-Ruhr-Gebiet nah zusammengeführt und die Stadt Olpe insgesamt verstärkt an die Verkehrsadern Europas angebunden.
 
 
Literatur:
Wermert, Josef (Hrsg.): Olpe. Geschichte von Stadt und Land. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Red.: Günther Becker, Josef Wermert und Manfred Wolf. Olpe: Selbstverlag der Stadt Olpe 2002; Bd. 2: Von der Weimarer Republik bis zur Gegenwart. Red.: Günther Becker, Hans-Bodo Thieme und Josef Wermert. 2 Teilbände. Olpe: Selbstverlag der Kreisstadt Olpe 2011; Bd. 3: Plattdeutsches Wörterbuch für Olpe und das Olper Land. Von Carl Schürholz (†). Bearb., eingeleitet und mit einer Geschichte und Grammatik der Olper Mundart versehen von Werner Beckmann unter Mitarbeit von Theo Kleine (†), Johannes Neu, Alfred Ohm (†), Franz-Josef Schlimm und Paul Heinz Wacker. Red.: Günther Becker und Josef Wermert. Olpe: Selbstverlag der Stadt Olpe 2008.