Jüdischer Friedhof Neuenkleusheim
Lage/Standort
Beschreibung des Denkmalwertes
Jüdische Friedhöfe sind Orte, die in religiöser, kultur- und sozialgeschichtlicher sowie genealogischer Hinsicht wertvollste Informationen bergen. Sie sind immer auch wichtige Dokumente der örtlichen Geschichte. Von daher ist der hier zur Rede stehende jüdische Friedhof bedeutend für die Gemeinde Olpe und die Geschichte des Menschen. Für seine Erhaltung liegen wissenschaftliche Gründe in religions-, kultur- und sozialgeschichtlicher sowie in genealogischer Hinsicht vor. Auch volkskundliche Gründe sprechen für den Denkmalwert.
Lage: Am Eichhagen, Nordhang des Ratzelberges, Gemarkung Kleusheim, Flur 17, Nr. 47. Erreichbar über Neuenkleusheimer Straße, Friedhofsweg hinauf, am Ende der Bebauung den zweiten Weg rechts.
Belegungszeit: nach 1781
Grabsteine: keine
Denkmalwert ist der gesamte Friedhof mit Grabeinfassungen.
1781 zog der erste Jude nach Neuenkleusheim, um 1810 umfasste die jüdische Gemeinde etwa zwölf Personen, 1876 verließen die letzten Juden Neuenkleusheim Richtung Olpe. Der 760 m² große Friedhof wurde vermutlich bald nach 1781 angelegt. 15 Beerdigungen 1834 – 1877 und 1919 sind hier nachweisbar. Er liegt in einer Lichtung. 1931 wurde er mit einem Riegelzaun vor Vieh geschützt. In der NS Zeit wurden die Grausteine aus rotem Sandstein entfernt und angeblich als Wetzstein benutzt. Nach 1983 wurden die 15 Grabhügel mit Einfassungen versehen. Die Begräbnisstätte ist durch einen niedrigen Erdwall und einen Graben eingefriedet.
Allgemein:
Die frühen jüdischen Friedhöfe lagen – wie andere Friedhöfe nach dem Mittelalter auch – außerhalb der Stadt. Diese Lage lässt sich mit der Weisung erklären, dass sich die Lebenden nicht mit den Toten innerhalb der Stadtmauern aushalten dürfen.
Insbesondere wurden die Grabsteine (Mazewa) nicht nur in hebräischer Sprache beschriftet, sondern auch in der jeweiligen Landessprache. Dies geschah in der Regel auf der Rückseite des Grabsteins. Eine weitere Besonderheit bestand darin, dass auf der hebräisch beschrifteten Seite des Grabsteines nicht nur der Name des Toten selbst genannt wurde, sondern auch der Name seines Vaters. Dies stellt sich heute für die genesalogische Forschung einen unschätzbaren Wert dar. Wie der Ausdruck „Haus der Ewigkeit“ schon andeutet, ist ein jüdisches Grab für die Ewigkeit gedacht. Er wird nicht eingeebnet und der Stein bleibt bestehen. Bei Platzmangel legt man eine Schicht Erde über ein Grab und bestattet einen Toten über dem anderen. Dies hängt mit dem jüdischen Glauben an die Auferstehung der Toten zusammen. Weil im Tode alle Menschen gleich sind, finden sich Mitte des 18. Jahrhunderts gleichförmige Grabsteine, Erst mit den zunehmenden Rechten jüdischer Bürgerinnen und Bürger und der Assimilation beginnen die Juden, ebenso prunkvolle Grabstätten zu errichten, wie es auch von christlichen Friedhöfen dieser Zeit bekannt ist. Diese Tendenz hat nach 1945 allerdings wieder abgenommen. Zwei eingravierte Hände auf dem Grabstein zeigen, dass hier ein Kohen, ein Nachfahren der Tempelpriester begraben ist. Eine Kanne zeigt das Grab des Nachfahren eines Leviten, eines Tempeldiener, an.
Da die Toten nicht mit gärenden, säuernden oder sonstigen Nebenprodukten der Zersetzung verunreinigt werden sollen, verzichtet man auf Blumenschmuck, stattdessen werden kleine Steine auf die Grabplatten gelegt. Die Gräber lässt man mit Efeu und Gras überwachsen. Nach dem Besuch des Friedhofes wäscht man sich sie Hände, weil die Nähe der Toten kultisch unrein macht. Auch für nichtjüdische Männer ist es Pflicht, auf einem jüdischen ebenso wie in einer Synagoge eine Kopfbedeckung zu tragen (Kippa oder Hut).
Die zahlreichen Verfolgungen und Vertreibungen des Mittelalters die unsichere Lage in der Zeit vor Napoleonischen Kriegen, als Juden in erster Linie Objekte fiskalischer Ausbeutung durch den jeweiligen Landesherren waren, vor allem aber die unmenschliche Barbarei während der nationalsozialistischen Herrschaft haben die jüdischen Sachkulturen in Deutschland und Europa zum großen Teil vernichtet. Zudem führten die ökonomischen Sachkulturen in Deutschland und in Europa zur Zeit nach 1945 zum Verschwinden zahlreicher Objekte.
Als die am häufigsten erhaltenen Selbstzeugnisse jüdischen Lebens in Deutschland können die Friedhöfe gelten, von denen in NRW noch gut 2200 vorhanden sind. Der Friedhof ist eine der wichtigsten jüdischen Gemeindeeinrichtungen. In erster Linie vermitteln jüdische Friedhöfe einen Eindruck von der jahrhunderte langen Verwurzelung jüdischer Menschen in Deutschland und von den Schwierigkeiten jüdischen Lebens. Der lange Weg zur Emanzipation und Integration ist auch an der Grabkunst, an den Texten der Inschriften, an der Lage und Größe der Friedhöfe ablesbar. Schließlich ist auch das Ende der Gemeinden, die Ermordung der Menschen in der Schoa stets präsent: unbelegte und reduzierte Friedhofsflächen, zerschlagene und zerkratzte Steine, fehlende Inschriften, gestohlene Inschriftentafeln oder auch Erinnerungstafeln und Mahnmale für die in den Konzentrationslagern und Ghettos ermordeten Familienangehörigen halten das Andenken an viele Menschen wach, die kein würdiges Grab gefunden haben.
Lage: Am Eichhagen, Nordhang des Ratzelberges, Gemarkung Kleusheim, Flur 17, Nr. 47. Erreichbar über Neuenkleusheimer Straße, Friedhofsweg hinauf, am Ende der Bebauung den zweiten Weg rechts.
Belegungszeit: nach 1781
Grabsteine: keine
Denkmalwert ist der gesamte Friedhof mit Grabeinfassungen.
1781 zog der erste Jude nach Neuenkleusheim, um 1810 umfasste die jüdische Gemeinde etwa zwölf Personen, 1876 verließen die letzten Juden Neuenkleusheim Richtung Olpe. Der 760 m² große Friedhof wurde vermutlich bald nach 1781 angelegt. 15 Beerdigungen 1834 – 1877 und 1919 sind hier nachweisbar. Er liegt in einer Lichtung. 1931 wurde er mit einem Riegelzaun vor Vieh geschützt. In der NS Zeit wurden die Grausteine aus rotem Sandstein entfernt und angeblich als Wetzstein benutzt. Nach 1983 wurden die 15 Grabhügel mit Einfassungen versehen. Die Begräbnisstätte ist durch einen niedrigen Erdwall und einen Graben eingefriedet.
Allgemein:
Die frühen jüdischen Friedhöfe lagen – wie andere Friedhöfe nach dem Mittelalter auch – außerhalb der Stadt. Diese Lage lässt sich mit der Weisung erklären, dass sich die Lebenden nicht mit den Toten innerhalb der Stadtmauern aushalten dürfen.
Insbesondere wurden die Grabsteine (Mazewa) nicht nur in hebräischer Sprache beschriftet, sondern auch in der jeweiligen Landessprache. Dies geschah in der Regel auf der Rückseite des Grabsteins. Eine weitere Besonderheit bestand darin, dass auf der hebräisch beschrifteten Seite des Grabsteines nicht nur der Name des Toten selbst genannt wurde, sondern auch der Name seines Vaters. Dies stellt sich heute für die genesalogische Forschung einen unschätzbaren Wert dar. Wie der Ausdruck „Haus der Ewigkeit“ schon andeutet, ist ein jüdisches Grab für die Ewigkeit gedacht. Er wird nicht eingeebnet und der Stein bleibt bestehen. Bei Platzmangel legt man eine Schicht Erde über ein Grab und bestattet einen Toten über dem anderen. Dies hängt mit dem jüdischen Glauben an die Auferstehung der Toten zusammen. Weil im Tode alle Menschen gleich sind, finden sich Mitte des 18. Jahrhunderts gleichförmige Grabsteine, Erst mit den zunehmenden Rechten jüdischer Bürgerinnen und Bürger und der Assimilation beginnen die Juden, ebenso prunkvolle Grabstätten zu errichten, wie es auch von christlichen Friedhöfen dieser Zeit bekannt ist. Diese Tendenz hat nach 1945 allerdings wieder abgenommen. Zwei eingravierte Hände auf dem Grabstein zeigen, dass hier ein Kohen, ein Nachfahren der Tempelpriester begraben ist. Eine Kanne zeigt das Grab des Nachfahren eines Leviten, eines Tempeldiener, an.
Da die Toten nicht mit gärenden, säuernden oder sonstigen Nebenprodukten der Zersetzung verunreinigt werden sollen, verzichtet man auf Blumenschmuck, stattdessen werden kleine Steine auf die Grabplatten gelegt. Die Gräber lässt man mit Efeu und Gras überwachsen. Nach dem Besuch des Friedhofes wäscht man sich sie Hände, weil die Nähe der Toten kultisch unrein macht. Auch für nichtjüdische Männer ist es Pflicht, auf einem jüdischen ebenso wie in einer Synagoge eine Kopfbedeckung zu tragen (Kippa oder Hut).
Die zahlreichen Verfolgungen und Vertreibungen des Mittelalters die unsichere Lage in der Zeit vor Napoleonischen Kriegen, als Juden in erster Linie Objekte fiskalischer Ausbeutung durch den jeweiligen Landesherren waren, vor allem aber die unmenschliche Barbarei während der nationalsozialistischen Herrschaft haben die jüdischen Sachkulturen in Deutschland und Europa zum großen Teil vernichtet. Zudem führten die ökonomischen Sachkulturen in Deutschland und in Europa zur Zeit nach 1945 zum Verschwinden zahlreicher Objekte.
Als die am häufigsten erhaltenen Selbstzeugnisse jüdischen Lebens in Deutschland können die Friedhöfe gelten, von denen in NRW noch gut 2200 vorhanden sind. Der Friedhof ist eine der wichtigsten jüdischen Gemeindeeinrichtungen. In erster Linie vermitteln jüdische Friedhöfe einen Eindruck von der jahrhunderte langen Verwurzelung jüdischer Menschen in Deutschland und von den Schwierigkeiten jüdischen Lebens. Der lange Weg zur Emanzipation und Integration ist auch an der Grabkunst, an den Texten der Inschriften, an der Lage und Größe der Friedhöfe ablesbar. Schließlich ist auch das Ende der Gemeinden, die Ermordung der Menschen in der Schoa stets präsent: unbelegte und reduzierte Friedhofsflächen, zerschlagene und zerkratzte Steine, fehlende Inschriften, gestohlene Inschriftentafeln oder auch Erinnerungstafeln und Mahnmale für die in den Konzentrationslagern und Ghettos ermordeten Familienangehörigen halten das Andenken an viele Menschen wach, die kein würdiges Grab gefunden haben.
Tag der Eintragung
25.06.2008